Eingliederndes Architekturkonzept
Der Wunsch zusätzliche Flächen zu schaffen, ohne die Wirkung und Bedeutung des Geländes zu beeinträchtigen, wurde mit den Plänen des beauftragten Architekturbüros erfüllt. Für den Neubau wählten die Architekten eine einfache Formensprache. Ein Gebäude mit rechteckigem Grundriss und Satteldach nimmt jetzt den Platz des einstigen Kirchenschiffes ein, das an dieser Stelle bis zum zweiten Weltkrieg stand. In dem viergeschossigen Wohn- und Geschäftsgebäude finden 17 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten Platz.
Transparent und zurückhaltend sollte die Gebäudehülle wirken. Die Gestaltung der Fassade und die Form der Fenster orientieren sich deshalb an den Farben und Formen des Lutherturms, ohne dabei zu stark zu kopieren. Schmale, hohe Fenster dominieren die Fassade des Neubaus und geben dem Baukörper im Zusammenspiel mit großzügigen Loggien seinen eigenen Rhythmus. Eine Verbindung zu dem alten Turm schafft ein gläserner Treppentrakt. Er ist Bindeglied und Trennkörper zwischen Alt- und Neubau zugleich, und verdeutlicht so nochmals die verschiedenen Bauphasen der beiden Ensembleteile.
Dem Turm selbst wurde ebenfalls neues Leben eingehaucht. Büros und Ateliers schaffen in den historischen Gemäuern nun Raum für Kreativität. Nicht zuletzt dafür zuständig war Zimmerer Marco Greis. Mit seinem Team zog er zwei neue Ebenen in den Turm ein, erneuerte die Schalllamellen und schuf so zusätzlich nutzbare Fläche. Außerdem zeichnete der Holzbauerbetrieb auch verantwortlich für die Konstruktion des Dachs auf dem Neubau. Diese stellte die Holzprofis jedoch zunächst vor ein Hindernis: „Als wir in das Projekt eingestiegen sind, war die Planung und Vorfertigung schon recht weit fortgeschritten. Auch der Abbund lag daher nicht in unseren Händen. Statisch gesehen ist die Dachkonstruktion ein Widerlagerdach mit Mittelpfette. Das Widerlager war aufgrund des Elementstoßes im Traufbereich etwas aufwendiger gestaltet. Da es vorbetoniert wurde, war es, wie bereits erwartet, nicht ganz passgenau.“ Mit kleineren Nacharbeiten konnte dieses Problem jedoch behoben werden. Das neue Gebäude schafft zudem vollkommen neue Rahmenbedingungen für die Außenraumgestaltung: Die Architekten räumten der Begrünung des Areals viel Platz ein, um eine hohe Aufenthaltsqualität in der Großstadt zu schaffen. Das Außengelände und der Vorplatz bilden nun mit dem westlich gelegenen Platz eine attraktive, durchgängig begrünte Fläche.