Urlaub im Hexenhaus

Im Feriendorf Auenland, rund 70 Kilometer südlich von Erfurt, stehen Hexen- neben Erdhäusern. Die ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten versprechen Erholung in ruhiger und grüner Umgebung. Viel Natur, ein Kinderspielplatz, ein Restaurant und eine Kulturscheune komplettieren das Auenland und bieten vielfältige Freizeitangebote. Gleich neben dem Areal befindet sich zusätzlich eine Sommerrodelbahn.  „Unser Grundmotto hier ist Stein und Holz auf eine verspielte Art und Weise“, erklärt Eigentümer Michael Memm, der so ziemlich alles, was im Auenland steht, mit ein bisschen Werkzeug und entsprechendem Material selbst gebaut hat. Er hat das 21 Hektar große Gelände so über die Jahre aus eigener Kraft zu einem beliebten Feriendorf entwickelt. Heute beherbergt das „Auenland“ nicht nur das Feriendorf, sondern auch ein Festival namens „Woodstock forever“.

 

Bauplatz geschickt genutzt

Das weitläufige Gelände in den hügeligen Ausläufern des Thüringer Walds bietet reichlich Platz und eine schöne Aussicht auf die Umgebung. In dem Geländebereich, den nun die Hexenhäuschen zieren, befand sich vorher ein Spielplatz. Der Bauherr nutzte den „Bauplatz“ so geschickt nach, dass die Häuser sich in den vorhandenen Bewuchs und die freien Flächen perfekt einschmiegen. Zu jedem Haus gehört ein Grillplatz und ein überdachter Freisitz. Die Häuser sind versetzt und mit etwas Abstand voneinander gebaut, sodass der Urlaubsfriede gewahrt bleibt. Die windschiefen Häuschen bieten auf nur 18 Quadratmetern genügend Platz für vier Personen: Im Erdgeschoss ist ein Doppelbett untergebracht, auf der kleinen Empore im Obergeschoss zwei Einzelbetten. In der rustikalen Sitzgruppe sitzen bequem vier Personen. Jedes Häuschen verfügt über eine eigene Terrasse und einfache Küchenzeile.

Geschwungen und gebogen präsentieren sich die Dächer der Hexenhäuser. (Foto: Creaton GmbH)

Geschwungen und gebogen präsentieren sich die Dächer der Hexenhäuser. (Foto: Creaton GmbH)

Ein Jahr Bauzeit

Die Hexenhäuschen im Feriendorf Auenland wurden nach einem Jahr Bauzeit im Mai 2022 eröffnet. Der Bauherr erklärt das so: „Wir haben nur mit einer Auslastung von 50 Prozent gearbeitet, sonst wären wir schneller gewesen. Im Auenland gibt es im Sommer aber viel anderes zu tun. 2021 haben wir angefangen und die ersten Balken geschliffen, im Mai 2022 schließlich den neuen Bereich eröffnet“, berichtet Michael Memm. Die Baustelle war logistisch nicht ganz so einfach zu organisieren. Das Gelände ist schwierig und sehr viel steiler als Bilder es glauben machen. Daher wurden alle Materialien mit einem Radlader zur Baustelle transportiert und die Häuser an den bestehenden Bewuchs angepasst. Ein besonderes Merkmal der Unterkünfte ist die schiefe, geschwungene Dachform.

Großartige Pläne hat der Bauherr für seine Hexenhäuschen nicht erstellt. „Mir reicht ein handschriftliches DIN A5 Blatt. Eigentlich baue ich alles nur nach Schmierblättern.“ Von den prinzipiell baugleichen fünf Gebäuden wurden zwei spiegelverkehrt errichtet – natürlich brauchte der Bauherr dafür keinen neuen Plan.

 

Gebogene Konstruktion barg Herausforderungen

Das besondere, gebogene Dach der Hexenhäuschen stellte eine Herausforderung bei der Eindeckung dar, denn sie stellte spezielle Anforderungen an die Flexibilität der Eindeckung. Der Eigentümer experimentierte lange, um das perfekte Produkt zu finden. Am Ende entschied er sich aus mehreren Gründen für den Creaton- Doppelmuldenfalzziegel Rustico Nuance Toskana engobiert.

Der Weg zur Lösung führte über gedankliche Umwege: So dachte der Bauherr auch über die Verwendung von Holzschindeln nach, eine Lösung, die er schließlich aus Kostengründen verwarf. Die Überlegung, Schiefer zu verwenden, scheiterte am Gewicht des Produkts. Dem Bauingenieur Michael Memm war klar, dass die geschwungenen Dachflächen schwierig einzudecken wären: „Man weiß natürlich, worauf man sich mit so einer Dachform einlässt. Wir mussten bei der ungewöhnlichen Form darauf achten, dass die Dachziegel nicht aufspannen. Das ging nicht mit jedem Produkt, aber der Doppelmuldenfalzziegel schafft das, nicht zuletzt wegen seiner flexiblen Deckmaße.“

Auf Dachrinnen verzichtet

Trotz seiner ungewöhnlichen Form ist das Dach technisch klassisch aufgebaut. Der Dachaufbau besteht aus einer innenliegenden Softline-Sparschalung, der Sparrenlage, gedämmt mit einer 16 cm dicken Mineralwolleschicht, einer Unterspannbahn, Lattung und Konterlattung. Die Dachziegel verlegte der Bauherr akkurat in Reihe, doch auch die Verlegung im Verband wäre möglich gewesen. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass es keine Dachrinnen oder ähnliche Wasserführung gibt. Zum Abführen des Wassers setzt der Bauherr auf eine Abtropfkante: Vor hier aus fällt das Wasser auf die Verrieselungsflächen, die mit Steinen befüllt sind. „Das funktioniert auch bei starkem Regen sehr gut“, konnte der Bauingenieur schon beobachten. Ebenso seien auch größere Mengen Schnee auf den verhältnismäßig kleinen Dachflächen kein Problem. Der Aufbau des Daches erforderte einige Erfahrung, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Dachflächen wurden in einem Tag eingelattet und eingedeckt.

 

Auch Inneneinrichtung selbst gebaut

Die Außenwände der Hexenhäuschen sind in Holzrahmenbauweise erstellt. Nicht nur sie, sondern auch die Inneneinrichtung baute das Team rund um den Bauherrn selbst. Sie besteht aus unbehandeltem Holz.  Nur stark beanspruchte Flächenerhielten eine Schutzschicht aus Lack. Die Häuschen sind wortwörtlich in Handarbeit gefertigt worden. Mit Ausnahme der Stühle, Türen und den lasierten Kieferfenster baute der Bauherr alles selbst. Die Dachschrägen wurden mit unbehandelten Fichtenbrettern verkleidet.

Selbstverständlich sind die Häuser rundum gedämmt. Dennoch werden sie nicht in den Wintermonaten vermietet – „ganz einfach wegen fehlendem Sanitär direkt im Haus“, erklärt der Bauherr. „Es gibt schon für jedes Haus ein eigenes Bad in einem zentralen Gebäude, doch das ist ein paar Meter weg vom Haus.“

 Und was kommt nun nach Erdhäusern und Hexenhäuschen? „So langsam reicht es dann auch. Wir setzen hier nicht auf Masse, das war das wohl das letzte größere Projekt im Auenland“, berichtet Michael Memm. So ganz glauben will man es ihm nicht.

Auf 18 Quadratmetern ist alles untergebracht, was man im Urlaub braucht. (Foto: Creaton GmbH)

Auf 18 Quadratmetern ist alles untergebracht, was man im Urlaub braucht. (Foto: Creaton GmbH)