Neues Dach auf alter Burg

Nach über einem Jahrzehnt Leerstand wurde das geschichtsträchtige Haus Heppingen in Bad Neuenahr-Ahrweiler vom neuen Besitzer wieder zum Leben erweckt. Bei der originalgetreuen Restaurierung des Daches kamen Dachziegel von Creaton zum Einsatz.

Viele kleine, teils Jahrhunderte alte Fachwerkhäuser zieren die Burgstraße in Heppingen, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Ende der Straße, kurz vor Ortsausgang gliedert sich zur Rechten das Haus Heppingen in das malerische Städtchen ein. Bei den hiesigen Anwohnern ist das Haus auch als „alte Burg Heppingen“, in weiteren Kreisen als „Schloss Metternich“ bekannt. Diese Bezeichnung ist auf die Grafen-Familie Wolff-Metternich zurückzuführen, die seit 1736 einen Wohnsitz auf dem Anwesen hatten. Erste Erwähnungen und Zeichnungen des Hauses gehen sogar auf das 17. Jahrhundert zurück. Ein schon erodiertes Schild an der Eingangspforte zum Grundstück weißt noch auf das „Weingut der Grafen von Metternich“ hin.

BIBER KLASSIK Rundschnitt - NOBLESSE März 2

Neues Leben eingehaucht

Rund 15 Jahre sind vergangen, seit die Familie Wolff-Metternich das Haus mit dem 8.000 m2 großen Grundstück verlassen hat. 2018 entschied sich der letzte Besitzer Georg Wolff-Metternich schlussendlich das Anwesen zu veräußern. Ein Käufer fand sich in Heppinger Sternekoch Hans Stefan Steinheuer, der das Haus seiner Tochter vermacht. Carolin Steinheuer hat große Pläne: Sie will das Barocke Schlösschen zukünftig nicht nur als Wohnraum nutzen, sondern in den Räumlichkeiten auch ein Büro für ihre Eventagentur einrichten. Platz genug findet sich in den 28 Räumen dafür ganz bestimmt, aber zuvor musste das stark sanierungsbedürftige Gebäude erst Instand gesetzt werden. 

Wie auf Dornröschens Märchenschloss wucherten Kletterpflanzen über die ganze Fassade bis hoch zum Dach. Die Farbe an Türen und Fensterrahmen abgeplatzt, die Wände im Innenraum vergraut und die hölzernen Bodendielen abgenutzt. Kurzum: Viel zu tun für die junge Bauherrin. Pläne für die Sanierung wurden gemeinsam mit Architekt Hans-Jürgen Mertens erstellt. Hier musste vor allem darauf geachtet werden, dass keine drastischen Änderungen vorgenommen werden, da das Gebäude als Kulturdenkmal geschützt ist. Was in der Theorie erstmal simpel klingt, sollte aber vor allem am Dach auf einige Herausforderungen stoßen.

Der dreigeteilte Dachstuhl

In den vielen Jahrhunderten seiner Existenz wurde der Bau nachträglich aufgestockt und mehrmals umgebaut. An beiden Achsen hat das Haus jeweils einen Anbau bekommen, dessen Übergänge sich noch an den alten Stützbalken des Daches erkennen lassen. Diese Entdeckung machte Zimmerermeister, Dachdecker und Restaurateur Volker Hanisch schon bei der ersten Begehung des Dachbodens: „Der erste Dachstuhl war noch original erhalten und man konnte gut erkennen, an welchen Stellen das Dach verlängert wurde.“ Gemeinsam mit dem Team seiner Firma Hanisch Holzbau ist er für die Restaurierung des gesamten Daches verantwortlich.

Bisher war der Dachboden nicht ausgebaut. In Zukunft soll hier das Büro der Eventagentur angesiedelt werden. Von ursprünglichen Plänen, eine Innensparrendämmung zu nutzen und den Dachboden aufzuteilen, riet Volker Hanisch ab: „Die alten Sparren zu verdecken wäre einfach zu Schade gewesen. Deshalb habe ich empfohlen die Balken sichtbar zu machen und den Raum offen zu gestalten, damit die besondere geschichtliche Atmosphäre erhalten bleibt.“

 


Schlanke Dämmung von außen

Gesagt, getan: Für das Bauvorhaben am Dach entfernte das Zimmererteam zunächst die alte Dachhaut samt Lattung und alle alten Gauben. Hierbei wurde deutlich, dass mehr Substanz beschädigt war, als auf den ersten Blick festgestellt werden konnte. Einige Dachsparren mussten restauriert und verstärkt, andere gänzlich ausgetauscht werden.

Nachdem die Zimmerer das Gebälk wieder tragfähig gemacht hatten, verlegten sie auf dem liegenden Dachstuhl eine Rauspundschalung aus Fichtenholz. Mit einer Stärke von 38 mm wurde bewusst eine dickere Schalung als üblich gewählt, damit diese auf den teils durchhängenden Balken und relativ breiten Sparrenabständen genügend aussteift. So konnte außen eine ebenere Fläche für die weiteren Arbeiten geschaffen werden. Im Dachinneren tragen die Fichtenbretter zum natürlichen Look bei, ohne vom Balkenwerk abzulenken.

Zunächst verlegten die Fachhandwerker außen firstüberlappend eine diffusionsoffene Bahn. Der winddichte Anschluss an der Traufe war hier besonders wichtig. Anschließend erfolgte die Dämmung: „Bei der Wärmedämmschicht mussten wir darauf achten, dass sie nicht zu dick ausfällt. Der Dachknick und das Traufgesims mussten aufgrund des Denkmalschutzes originalgetreu so bleiben, weshalb beim Aufbau der Dachhaut nicht viel Spiel blieb“, erklärt Volker Hanisch. „Deshalb entschieden wir uns für eine schlanke 100 mm dicke Wärmedämmschicht mit einer Wärmeleitstufe von 023. Alles andere wäre zu dick geworden.“ 

BIBER KLASSIK Rundschnitt - NOBLESSE März 2

Elf Gauben – viele Anforderungen

Bei der Erweiterung des Daches setzte man auf beiden Seiten Gauben ein, die asymmetrisch angeordnet waren – drei Gauben zur Straßenseite, sechs zur Parkseite und zwei am nördlichen Walm. Um die Denkmalschutzauflagen zu erfüllen, musste die gleiche Anzahl an Gauben in der gleichen Anordnung wieder ins Dach integriert werden. Außerdem wurden die Holzkonstruktionen zusätzlich statisch geprüft.

Gemeinsam mit dem Architekten Hans-Jürgen Mertens wurden für die Gauben zunächst Zeichnungen erstellt, die vom Amt für Denkmalschutz freigegeben werden mussten. „Wir hatten auf viele Details zu achten: Die neuen Gaubenfenster mussten etwas größer sein, als die Originalen. Zum einen sollte so für mehr Tageslicht im Dachgeschoss gesorgt werden. Zum anderen mussten hier Fluchtwege installiert werden, an die im Notfall die Feuerwehr anleitern kann“, weiß Volker Hanisch. Außerdem bedurften die Gauben einer Wärmedämmung, ohne dabei zu groß zu werden, da sie noch zwischen die alten Tragbalken passen mussten. „Eine knifflige Aufgabe, denn es sollte auch nicht zu wuchtig aussehen.“

In alter Handwerkskunst gefertigt

Nachdem die Pläne freigegeben waren, konnte es losgehen. In der firmeneigenen Werkshalle fertigten die Zimmerer die Gauben vor. Dabei wurde viel Wert auf Details gelegt: Die Holzelemente wurden durch Falzen miteinander verbunden, um einen möglichst originalgetreuen Aufbau zu gewährleisten. Außerdem verzierten die Fachhandwerker die abschließenden Kanten mit einem dezenten Profil. Eine offenporige Lasur unterstreicht die natürliche Maserung der Holzkonstruktion und schützt sie vor Witterung. Die vorgefertigten Gauben wurden an die Baustelle geliefert und per Kran aufs Dach gesetzt.

RUSTICO - naturrot

Originalgetreue Dacheindeckung

Nach Anbringung der Gauben sowie der Trag- und Konterlattung konnten die Dachdecker mit der Ziegeleindeckung loslegen. Zur Einhaltung des Denkmalschutzes wurden auch hier die gleichen Ziegelmodelle gewählt – Biberschwanzziegel auf den Gauben und Doppelmuldenfalzziegel auf der Dachfläche. Aufgrund seiner traditionellen Formgebung und des naturroten Farbtons, die der Optik der originalen Ziegel sehr nahekommen, fiel die Entscheidung auf „Rustico“ von Creaton.

 

Der rustikale Falzziegel konnte zudem seine Vorteile in der Verlegung ausspielen: Durch seinen flexiblen Verschiebebereich von bis zu 21 mm ist er ideal für den Sanierungsbereich geeignet. „Das Dach der Heppinger Burg ist etwas windschief, sprich Traufe und First verlaufen nicht ganz parallel. Durch das Kleinformat und den hohen Verschiebebereich haben die Ziegel sich super ans Dach anpassen lassen“, so Volker Hanisch. Auf den etwa 300 Quadratmetern Dachfläche kamen rund 5.000 Doppelmuldenfalzziegel zum Einsatz. Da das Haus vor allem von der Parkseite eine exponierte Lage hat, sorgen die von Creaton mitgelieferten Sturmklammern für zusätzliche Sicherheit am Dach.

Von First bis Traufe gesichert

Nachdem die Dachflächen und Walme bis zum First und den Gratanschlüssen mit den Falzziegeln bedeckt waren, wurden auf diese eine First- und Gratrolle von Creaton verlegt. Sie sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeit von außen in das Dach eindringen, die Luft aus dem Innenraum aber gleichzeitig entweichen kann und so die erforderliche Entlüftung des Daches erfolgt. Anschließend deckten die Fachhandwerker First und Grat mit Firstziegeln ein.

Eines der wenigen Bauteile am Dach, dass nicht restauriert werden musste, war das Traufgesims. Um dieses zu schützen und die originale Form des Daches beizubehalten wurde der Aufschiebling angepasst.

 

Vom Dach in die Zwischengeschosse

An der Sanierung des gesamten Daches hat das Team von Hanisch Holzbau mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen etwa sechs Monate gearbeitet. Im Juni 2020 konnten sie die Arbeiten am Dach abschließen. „Trotz oder gerade wegen der aufwendigen Arbeiten und der Erschwernisse durch die Denkmalschutzauflagen war das ein spannendes Projekt“, resümiert Volker Hanisch. Der Zimmereibetrieb bekam zusätzlich den Auftrag, auch die Zwischengeschossdecken des baufälligen Hauses zu sichern. Die freigelegten Tragbalken mussten auch hier teils saniert oder ausgetauscht werden.

Mit der denkmalgerechten Sanierung des Hauses Heppingen investieren die neuen Besitzer zwar viel Zeit, Geld und Arbeit, aber der Aufwand lohnt sich: Das Schlösschen wird zu neuem Leben erweckt und wird mit Sicherheit die Anlaufstelle des ein oder anderen Events in Heppingen sein. Und auch die Dorfbewohner freuen sich, dass die „alte Burg“ vor dem Verfall bewahrt wird. 

Steckbrief

Objekt/Standort
barocker Altbau, zweigeschossig, mit ausgebautem Dachboden
D-53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

Bauzeit
Seit Januar 2020, Dach im Juni 2020 fertig gestellt

Architekt
MERTENS ARCHITEKTEN BDA
Hans-Jürgen Mertens
53474 Bad Neuenahr
https://www.mertens-architekt.de/

Dachdeckerarbeiten
Hanisch Holzbau
53474 Heimersheim
https://www.hanisch-holzbau.de/

Produkt
Doppelmuldenfalzziegeln RUSTICO und Biberschwanzziegel in naturrot, First- und Gratrolle, Firstziegel, Walmkappen