Mitten im Münsterland bietet ein neues Seniorenwohnheim betagten Bürgern ein neues Zuhause. Die riesigen Dachflächen strahlen in Kupferrot. Ein genauer Blick auf die ungewöhnliche Firstgestaltung lohnt sich.
80 neue Pflegeplätze entstehen im Laufe dieses Frühjahres in Velen. Das Pflegeheim in der kleinen Stadt im Münsterland ist großzügig geplant und bietet Wohnraum in Einzel- und Doppelzimmern. Das Zentrum ist mitten im Ort platziert, nur einen Katzensprung von der Fußgängerzone entfernt. Ein wenig abseits der Hauptstraße gelegen, befindet sich der Bau auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rathaus und Schloss. Die Architektur des Hauses schmiegt sich nahtlos in die westfälische Bebauung ein. Die roten Klinkerfassaden sind eines der typischen Merkmale der Bebauung im Münsterland. Der u-förmige Baukörper ist über zwei Etagen mit einem zusätzlichen ausgebauten und bewohnten Dachgeschoss angelegt. Besondere Beachtung verdienen die gewaltigen Dachflächen des Baus. Sie erstrecken sich über mehr als 2000 Quadratmeter.
Gebäude und Dach in U-Form
Die Gebäudeerschließung erfolgt über das zentrale Bauteil, das beide Langhäuser miteinander verbindet. Im Bau verteilen sich die 80 Pflegeplätze auf mehrere größere „Wohngemeinschaften“ mit Gemeinschaftsflächen. Der u-förmige Bau umfasst einen begrünten Innenhof, der den Bewohnern zur Verfügung stehen wird. Neben den großzügigen Wohnflächen lohnt ein Blick auf das Dach ganz besonders. Die Dachflächen des Gebäudes haben die beeindruckende Fläche von 2.350m². Der Wunsch des Bauherrn bezüglich der Eindeckung gab vor, ein spezielles hochwertiges Tondachziegelmodell zu verbauen. „Das hört man als Dachdecker natürlich gern“, berichtet Dachdecker Sven Schonebeck. „Die Entscheidung fiel auf den Futura-Dachziegel in der Farbe Kupferrot von Creaton. Zusätzlich sah der Auftrag vor, das komplette System des Herstellers zu verwenden. So wurden von der Unterspannbahn bis zum umfangreichen Zubehörprogramm Produkte desselben Herstellers verbaut“, führt der Dachdecker weiter aus. Auch „ganz oben“ endete der Wunsch nach der Verwendung von hochwertigen Materialien nicht: So ist der First mit Firstanschluss-Lüfterziegeln realisiert worden.
Gut versteckte Lagerkehlen
Das Dachgeschoss des Gebäudes ist voll ausgebaut und bietet hochwertigen Wohnraum. Das Dach ist als Pfettendachkonstruktion angelegt. Der Spitzboden wurde in der Wohnraumnutzung nicht berücksichtigt und wird nicht genutzt. Dies liegt natürlich auch an der Konstruktionsweise des Dachgrabens. Direkt unterhalb der Kehle tragen Pfosten die Last der Konstruktion ab, sodass sie mitten im ohnehin niedrigen Raum platziert sind und eine sinnvolle Nutzung kaum möglich machen. „Der Spitzboden ist toter Raum“, bedauert der Dachdecker. Auch die Zimmermannsarbeiten übernahm die Zimmerei und Dachdeckerei Schonebeck und Sohn aus dem nahegelegenen Südlohn. „Wir verfügen in unserem Betrieb über eine eigene Abbundanlage und konnten so alle Holzbauteile in unserer Werkstatt vorfertigen“, erklärt Sven Schonebeck. Sechs Wochen vor Beginn der Eindeckungsarbeiten installierten die Zimmerer den Dachstuhl – inklusive eines ungewöhnlichen Firsts. Doch die spezielle Konstruktionslösung versteckt sich gut vor den Augen des Betrachters. Erst der Blick von oben gibt das Geheimnis des Dachs frei: Die beiden Langhäuser verfügen, streng betrachtet, jeweils nicht über einen, sondern zwei parallel liegende Firste. Zwischen den beiden Firstlinien befindet sich ein Dachgraben. Dieser tiefe Griff in die Trickkiste ermöglicht es, dass alle Firstlinien des Gebäudes auf derselben Höhe liegen. Gleichzeitig wirft er aber auch einige technische Herausforderungen auf, wie zum Beispiel Erstellung einer dichten, wasserführenden Schicht und die Entwässerung des Grabens. Erstere Aufgabe konnte recht einfach bewerkstelligt werden: Die gesamte Lagerkehle wurde mit Schweißbahnen abgedichtet. Die Wasserführung jedoch griff zu einem unpopulären Mittel. Das Regenwasser wird über innenliegende Entwässerungsrohre abgeführt. Pro Lagerkehle führen sechs Strangentwässerungen das Wasser sicher vom Dach durch das Gebäude ab. Auch die Wartung der Dachgräben wurde bedacht. In den Lagerkehlen sind Ausstiegsfenster zur Wartung installiert. Außerdem gibt es in den Dachflächen zusätzlich drei Dachausstiege und ein RWA-Fenster.
Die Verlegung der Dachziegel nahm rund zwei Monate in Anspruch.
Bei der Eindeckung kam der Creaton Futura zum Einsatz.
Die Gauben entwässern auf die Dachflächen.
Der Bauherr setzte auf die Verwendung einer kompletten Dachsystemlösung.
Der First wurde mit FALZ-Ziegeln ausgeführt.
Auch beim Sonderzubehör kam das Originalzubehör zum Einsatz.
Die Dachdurchdringungen wurden mit Systemkomponenten ausgeführt.
44 Dachgauben produzierten die Zimmerer im Werk vor.
Nur von oben gibt der Bau den Blick auf seinen speziellen First frei.
Der Neubau steht mitten in Velen und bietet Platz für 80 Bewohner.
Während der Bauarbeiten war der Kran im Innenhof platziert.
Vorgefertigte Dachgauben
Die Dachdeckerarbeiten begannen nach der Finalisierung der Zimmermannsarbeiten im September 2020. Bis die großen Flächen der 45° steilen Dächer eingedeckt waren, dauerte es rund zwei Monate. Einen Großteil der Zeit waren die Dachdecker mit einem Vier-Mann-Team vor Ort. „Lediglich die Restarbeiten übernahm ein kleineres Team von zwei Mann“, erklärt Sven Schonebeck. Eine Besonderheit des Dachs sind die in der Werkstatt vorgefertigten Gauben, die montagefertig auf die Baustelle gebracht wurden. „Wir haben 44 baugleiche Dachgauben vorgefertigt. Vor Ort haben wir diese dann komplett vormontiert und nur noch an ihren Bestimmungsort versetzt“, berichtet der Dachdecker Sven Schonebeck. Bis zur äußeren Fertigstellung war es dann nur noch ein kurzer Weg: Nachdem die Unterkonstruktion für die Fassadenverkleidung aufgebracht wurde, konnten die HPL-Platten montiert werden. Eine Besonderheit der Gauben ist das Konzept der Wasserführung: „Die flachen Dächer der Dachgauben haben ein Gefälle von zwei Prozent nach hinten in Richtung Dachfläche. Hier wird das Wasser dann über einen Dachablauf im Kehlbereich auf die Dachflächen abgeführt. Unterstützt wurde das Dachdecker-Team auch von der Herstellerseite. Die Anwendungstechniker von Creaton brachten ihre Expertise in die Windsog-Berechnung mit ein. Die Vorberechnung erfolgte über den Creaton Service-Assistent. Dieses Tool steht allen Dachdeckern zur Verfügung. Da die spezielle Dachform aber nicht direkt berechnet werden konnte, schaute der Anwendungstechniker noch einmal ganz genau selbst hin. Er berechnete erst jeden Gebäudeteil einzeln und fügte die Berechnungen dann zusammen, um dem Dachecker eine genaue Einteilung der Bereiche inklusive Befestigungsschema an die Hand geben zu können.
Keine bösen Überraschungen
Der Fortschritt der Bauarbeiten wurde durch keine unvorhergesehenen Probleme verzögert. „Alles lief nach Plan“, freut sich der Dachdecker. Einziges winziges Problem war die Nutzung des Krans. „Den Kran haben wir uns mit den Maurern geteilt. Wir konnten die Engpässe mit einem zusätzlichen Anhängerkran lösen. Das war kein ernsthaftes Problem“, lacht er.
Steckbrief
Objekt/Standort
Neubau Seniorenheim, 46342 Velen
Dachdeckerarbeiten:
Schonebeck & Sohn GmbH, 46354 Südlohn, www.schonebeck-sohn.de
Produkte
FUTURA kupferrot engobiert, Unterdachbahn TRIO, SIGNUM, Firsanschluss-Lüfterziegel, Firstziegel, Firstanfangs- und endscheiben, Ortgangziegel, Sturmklammern
Dachfläche
2.350m²